Wer Nachrichten aus Dresden reflektiert, der wird wahrscheinlich zum Auftakt an Honecker denken. Denn die größte sächsische Metropole hatte es in den letzten 70 Jahren kompliziert: Wer an Berichte gelangen wollte, der musste schon eine Weile fahren. In der eigenen Bleibe vor der eigenen Röhre kam außer dem klassischen DDR-Kanal kaum eine andere Aufnahme. Das Privatfernsehen gab es nur an anderen Käffern in der Deutschen Demokratischen Republik. So gab es anstatt
News für Dresden nur Punkte auf dem Flimmerkasten.
Doch wieso eigentlich? Die Antwort ist einfach: Dresden ist in einer höhentechnisch ziemlich bemerkenswert schlechten Situation. Die Stadt befindet sich unten in einem Tal.
Mit ein wenig Reiseaufwand ließ sich die Angelegenheit aber umgehen: Dresdner gingen bei wichtigen Programmen gerne in andere Städte, um den talbedingten Nachrichtennotstand zu umgehen. Besonders in anderen Dörfern in Sachsen gab es Programme und Nachrichten sehr schnell. Logisch: Man sollte das TV-Gerät nur lautstärketechnisch nach unten stellen, der Nebenmann sollte doch nicht wissen, dass
Dresden Nachrichten kaum empfangen konnte.
Doch wie sehen die Landeshauptstädter aktuell die Welt der aktuellen Nachrichten? Sicher ist, 20 Jahre nach dem Untergang der DDR sind die Romane vom Tal der Ahnungslosen und die verrückten Märsche in nicht weit entfernte Dörfer nur noch Fantasien von früher. Dresden ist endlich klar im neuen Jahrhundert angekommen. Unterdessen sind annähernd alle großen Zeitungen im Internet, die die Dresdner mit Neuigkeiten aus Wirtschaft, Promi-Kultur oder Kultur versorgen. Damit sind Nachrichten zum Durchlaufprodukt geworden. Zuletzt auch in Dresden.